Vom 15. bis zum 18. Juni fand in Berlin ein erster gemeinsamer Austausch statt, bei dem Angehörige der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen sowie der Sprechergruppe Niederdeutsch zusammenkamen. Diese Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit zwischen dem Niederdeutschsekretariat und dem Minderheitensekretariat organisiert und zählte insgesamt 28 junge Teilnehmer*innen aus allen fünf Gruppen. Am ersten Nachmittag stand das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt. Nach einer Vorstellung der Arbeit beider Sekretariate folgte ein theaterpädagogischer Workshop, der von Finja-Marie Wilke und Elias Dehnen angeleitet wurde. Die beiden Theaterpädagog*innen begleiteten mit ihrer Arbeit durch den gesamten Austausch.
Am Freitag, den 16. Juni, ereignete sich ein besonderes Highlight, bei dem die Teilnehmenden des Austausches in der Landesvertretung Schleswig-Holstein zusammenkamen. Dort trafen sie auf Politiker*innen der Parlamentskreise Niederdeutsch und Minderheiten: MdB Gyde Jensen (FDP), MdB Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), MdB Stefan Seidler (SSW, bzw. fraktionslos) und MdB Denise Loop (Bündnis 90/Die Grünen). Neben den Politiker*innen waren auch Eva Schubert und Christoph Graf von der Jugend Europäischer Volksgruppen (JEV/YEN), Gösta Nissen vom Minderheitensekretariat, sowie Jochen Eisenburger, Referent des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung, als Vertretung von Mehmet Daimagüler, anwesend, um sich mit den jungen Leuten auszutauschen. Es entwickelten sich intensive Gespräche und wir möchten den Diskutant*innen herzlich für ihre Offenheit und Teilnahme danken!
Das weitere Programm des Tages fand im Bildungsforum gegen Antiziganismus statt, hier gab Sevin Begovic eine Einführung in die Geschichte der Bürger*innenrechtsbewegung der Sinti und Roma in Deutschland. Im Anschluss gab es viel Raum für Austausch und einen weiteren Workshop, bei dem ein szenisches Spiel vorbereitet und später aufgeführt wurde. Der Tag klang bei einem bunten Abend aus, hier waren alle Gruppen eingeladen etwas vorzustellen. So gab es Vorträge zu bestimmten Facetten der Kulturen und Sprachen oder politischen Arbeit, es gab Live-Musik von den Sorb*innen und Niederdeutschen. Zudem wurde ein Video von MdB Natalie Pawlik (SPD) angesehen. Als Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten und hat sie eine Videobotschaft für die jungen Leute aufgenommen, in der sie von ihrer eigenen Arbeit berichtet aber auch Anregungen und Inspiration mit auf den Weg gegeben hat, wie man politisch aktiv partizipieren kann und wie Gruppenzugehörigkeit und Identität zusammengehören.
Am Samstag führte der Austausch die Teilnehmenden zum Denkmal der ermordeten Sinti und Roma Europas im Tiergarten. Jana Mechelhoff-Herezi und Merle Stöver, Mitarbeiterinnen der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, leiteten Workshops zum Thema „Widerstand und Selbstbehauptung“. Die Teilnehmenden lernten das Denkmal kennen und wurden auch in die jüngst eröffnete Ausstellung über die Biografien von Sinti* und Roma* einbezogen.
Nach einem weiteren theaterpädagogischen Workshop in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz besuchten die Teilnehmenden als inhaltlichen Abschluss des Austausches das Stück „Wir sind hier im Grünen Salon der Volksbühne. Der Grüne Salon ist eine Bühne der Volksbühne unter der Trägerschaft von RomaTrial e.V. Das Theaterstück war ein inspirierender Abschluss, bei dem die Teilnehmenden aktiv in das Stück einbezogen wurden und eigene Szenen entwickelten, die zeigen sollten, wie spezifischen antiziganistischen Erfahrungen begegnet werden könnte und wie sich Mitglieder der sogenannten Mehrheitsbevölkerung in Momenten der Diskriminierung verhalten sollten. Die neu gewonnene Sensibilität für diese Herausforderungen führte zu kreativen Ideen und neuen szenischen Momenten auf der Bühne.
In den Gesprächen abseits des Programmes und auch in der Evaluation wurde deutlich, dass sich die jungen Angehörigen der Gruppen Räume für Austausch und Begegnung wünschen. Es war wundervoll zu sehen, wie schnell die einzelnen Gruppen sich untereinander austauschten, sich Bekanntschaften bildeten und gemeinsame Pläne für ein Netzwerk geschmiedet wurden. Das Minderheitensekretariat und das Niederdeutschsekretariat haben das eindeutige Signal erhalten, dass dieser Austausch fortgeführt werden soll und weiterhin an einem gemeinsamen Netzwerk aller autochthonen Gruppen gearbeitet werden soll.
Das Team des Niederdeutschsekretariats möchte sich bei Nele Feuring und Hanka Šołćic/Scholze vom Minderheitensekretariat für die fruchtbare und inspirierende Zusammenarbeit bedanken!
(Gemeinsame Pressemitteilung des Minderheitensekretariats und Niederdeutschsekretariats, Rechte der Fotos liegen bei diesen)