Stellungnahme des Bunnsraat för Nedderdüütsch zum Koalitionsvertrag

Slag in't Kontor för de Plattdüütschen!

Mit großem Bedauern stellt der Bunnsraat för Nedderdüütsch fest, dass die Regionalsprache Niederdeutsch im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD mit keinem Wort erwähnt wird. Auch die vier autochthonen nationalen Minderheiten – die dänische Minderheit, die friesische Volksgruppe, das sorbische Volk sowie die deutschen Sinti und Roma – werden lediglich mit zwei Sätzen bedacht. Diese marginale Erwähnung wird der Bedeutung sprachlicher und kultureller Vielfalt in Deutschland in keiner Weise gerecht.

"Zwei Sätze sind kein Programm" – dieser treffende Kommentar der Vorsitzenden des Minderheitenrates bringt die Sorge der autochthonen Gruppen in Deutschland auf den Punkt: Wer im Koalitionsvertrag nicht vorkommt, gerät in der politischen Umsetzung leicht ins Hintertreffen.

Die Bundesregierung hat sich mit der Ratifizierung der Europäischen Sprachencharta völkerrechtlich dazu verpflichtet, Niederdeutsch zu schützen und aktiv zu fördern. Dieser Verpflichtung wird der Koalitionsvertrag in keiner Weise gerecht. Dabei verdient die Regionalsprache eine klare zukunftsgerichtete Perspektive. Dass sie im Koalitionsvertrag gänzlich fehlt, sendet ein fatales Signal an die Sprecherinnen und Sprecher – an diejenigen, die sich in Bildungseinrichtungen, Medien, Vereinen, Kirchengemeinden, Verwaltungen und in ihrem Alltag tagtäglich für den Erhalt und die Weitergabe der Sprache einsetzen.

Der Bunnsraat för Nedderdüütsch appelliert eindringlich an die zukünftige Bundesregierung, die Förderung der Regionalsprache Niederdeutsch in der kommenden Legislaturperiode konsequent und zielgerichtet umzusetzen und der Sprache den notwendigen politischen Stellenwert einzuräumen. Es braucht verbindliche Maßnahmen, eine verlässliche Förderung, politische Zuständigkeiten sowie strukturelle Rahmenbedingungen, die das Niederdeutsche nicht nur erhalten, sondern seine Zukunft sichern.

Sprachliche Vielfalt ist ein zentraler Bestandteil des kulturellen Erbes unseres Landes und einer der Eckpfeiler einer gelebten Demokratie. Gerade in der heutigen Zeit, wo weltweit ein Rechtsruck zu spüren ist, die Rechte minorisierter Gruppen ausgehöhlt und demokratische Werte immer mehr missachtet werden, ist es umso wichtiger, sich zur eigenen Vielfalt zu bekennen. Es braucht einen politischen Prozess, der gemeinsam mit der Sprechergruppe Niederdeutsch geführt wird – transparent, verlässlich und unter echter Beteiligung. Nur so kann gewährleistet werden, dass Sprachen wie das Niederdeutsche nicht übersehen, sondern im Sinne kultureller Teilhabe aktiv berücksichtigt und weiterentwickelt werden.

Snacken köönt wi all, man Doon is ’n Ding! Wi freit uns op en konstruktiven Diskurs in de tokamen Regerenstiet.

(Pressmitdelen vun'n Bunnsraat för Nedderdüütsch, 11.04.2025)