Tagung „Plattdüütsch in de Pleeg“ am 3. Mai in Brandenburg

Seit 2008 befasst sich der Bundesraat för Nedderdüütsch mit dem Thema „Niederdeutsch in der Pflege“ – die Berücksichtigung der Muttersprache im sozialen, therapeutischen, pflegerischen und seelsorgerischen Bereich nimmt eine immer wichtigere Rolle ein. Gemeinsam mit dem Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. hat der BfN deshalb zu der Tagung „Plattdüütsch in de Pleeg“ nach Wittstock eingeladen. Neben Politiker*innen, Verantwortlichen aus der Verwaltung, Menschen, die in der Pflege arbeiten, und vielen Interessierten konnten die Veranstalter auch Schüler*innen des Wittstocker Gymnasiums begrüßen.

Teilnehmer*innen der Tagung im Wittstocker Rathaus

Dorothea Stüben, die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Wittstock begrüßte die rund 70 Teilnehmer*innen. Sie betonte, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement für die Regionalsprache sei und bedankte sich bei Heidi Schäfer vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. für ihren Einsatz für das Plattdeutsche. Wie wichtig es ist, die Regionalsprache sowohl im Bereich Pflege als auch im Bildungsbereich zu verankern, stellte Staatssekretär Andreas Büttner vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg heraus.

Heinrich Siefer, Sprecher des BfN, berichtete eindrucksvoll, in welcher Weise die Berücksichtigung der Muttersprache in einer Pflegesituation Vertrauen schaffen, Ängste mindern und Trauer überwinden kann. Insbesondere gilt dies für Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Um die Ansprache auf Plattdeutsch gewährleisten zu können, ist es wichtig, entsprechend ausgebildetes Personal in Pflegeheimen zu haben. Hella Einemann-Gräbert, Lehrkraft an den Berufsbildenden Schulen (BBS) des Landkreises Oldenburg, erläuterte, wie sich Plattdeutsch in die Ausbildung von zukünftigen Altenpfleger*innen integrieren lässt und wie ein Curriculum für Plattdeutsch in der Altenpflegeausbildung aussehen kann. Die Schüler*innen an der BBS lernen sowohl im Sprachunterricht als auch integrativ in mehreren Lernfeldern im Fachunterricht Plattdeutsch.

Dass die Berücksichtigung der Muttersprache in Pflegesituationen auch für das Sorbische gilt, erläuterte die Leiterin des sorbischen Altenpflegeheims Dom swj. Ludmile in Chrósćicy/Crostwitz Mónika Wenclowa/Wenzel. Crostwitz liegt im Zentrum des zweisprachigen Gebietes der Oberlausitz. Die hier lebende Bevölkerung ist überwiegend sorbischer Nationalität und so stellt die Pflege und Betreuung in der sorbischen Sprache eine besondere Leistung des Hauses dar: Sorbisch ist Alltagssprache in dem Pflegeheim und auch die Pflege von sorbischen Bräuchen spielt eine wichtige Rolle.

Die Tagung diente insbesondere auch dem Erfahrungsaustausch. So berichtete eine Mitarbeiterin der AWO Seniorenzentren Brandenburg gGmbH von ihren Erfahrungen mit den plattdeutschen Wörterbüchern, die der Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. herausgegeben hat.

Ein Höhepunkt der Tagung war die Vorstellung des Erinnerungsbuches „Weetst du noch?“, das der BfN gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft herausgegeben hat. Das Buch richtet sich an Pflegepersonal und soll die Berücksichtigung der Muttersprache Plattdeutsch im Pflegealltag erleichtern. Interssierte können das Erinnerungsbuch kostenlos anfordern (Hier finden Sie mehr Informationen).

Marianne Ehlers und Heinrich Siefer stellen das Erinnerungsbuch vor.

Zum Abschluss der Veranstaltung waren sich die Anwesenden einig: Das Thema bedarf einer noch stärkeren öffentlichen Wahrnehmung. Die Ausbildung von Pflegepersonal im niederdeutschen Sprachgebiet muss auch Niederdeutsch abdecken, um die Betreuung hnd Behandlung von Menschen in ihrer Muttersprache sicherstellen zu können. Weitr werden interdisziplinäre Studien zur Rolle der Erstsprache bei Demenzpatient*innen benötigt. Dr. Saskia Luther, Sprecherin des BfN, kündigte an, dass der BfN als sprachpolitische Vertretung für die Sprechergruppe die Forderungen formulieren und verbreiten werden. Dr. Kirsten Tackmann, Abgeordnete im Deutschen Bundestag für die LINKE, unterstrich die Notwendigkeit und sicherte ihre Unterstützung auf politischer Ebene zu.


(v.l.nr.) Dorothea Stüben, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Wittstock, Staatssekretär Andreas Büttner, Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landes Brandenburg, Dr. Hinrich Enderlein, Vorsitzender des Vereins für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V., Dr. Kirsten Tackmann, Abgeordnete im Deutschen Bundestag für die LINKE, Dr. Jan Redmann, Parlamentarischer Geschäftsführers der CDU-Fraktion im Landtag Brandenburg
Verteilung des Erinnerungsbuches „Weetst du noch?

Der BfN bedankt sich beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg für die Förderung der Tagung sowie bei der Stadt Wittstock für die gute Unterstützung!


Weitere Berichte:
Bericht des Vereins für Niederdeutsch im Land Brandenburg
Bericht des Minderheitensekretariats
Bericht in der Märkischen Zeitung (03.05.2019)