Auf dem Niedersachsentag am 19. Mai 2019 in Hildesheim hielt Heinrich Siefer für die Fachgruppe Niederdeutsch und Saterfriesisch im Niedersächsischen Heimatbund und als Delegierter im Bundesraat för Nedderdüütsch den Bericht über die Entwicklungen im Bereich Niederdeutsch für den Zeitraum Mai 2018 bis Mai 2019.
Entschließungsantrag zur Förderung und Unterstützung der niederdeutschen und saterfriesischen Sprache
Ein immer wiederkehrender Punkt in der Arbeit der Fachgruppe war die Weiterarbeit an der Konkretisierung des Entschließungsantrages des niedersächsischen Landtages zur Förderung und Unterstützung der niederdeutschen und saterfriesischen Sprache. Hier hat sich insbesondere die Einrichtung der interministeriellen und interfraktionellen Arbeitsgruppe als ein wichtiges und erfolgreiches Instrument für die Zusammenarbeit zwischen der Sprechergruppe und Politik und Ministerien erwiesen. Dies betrifft vor allem auch die Zusammenarbeit bezüglich der Neuregelung des Erlasses „Die Region und die Sprachen der Region im Unterricht“, der, so hoffen wir, mit Beginn des neuen Schuljahres verabschiedet werden wird.
Bericht des Sachverständigenausschusses des Europarates
Im Juli 2018 hat der Sachverständigenausschuss des Europarates seinen Sechsten Staatenbericht vorgelegt. In ihm wird betont, dass in den letzten Jahren insgesamt wichtige Schritte für einen verbesserten Schutz von Regional- oder Minderheitensprachen ergriffen wurden, dass es aber wünschenswert wäre, dass die Bundesländer, in denen dieselben Sprachen geschützt werden, enger zusammenarbeiten und Strategien verabschieden, um die Stellung dieser Sprachen in Bereichen wie Bildung, Verwaltung und Medien zu stärken. Gefordert wird vor allem, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden, um das Bildungsangebot für Saterfriesisch und Niederdeutsch zu verbessern. Für alle Sprachen gilt, dass es zu einer Herausforderung wird, eine ausreichende Anzahl von ausgebildeten Lehrern für Regional- oder Minderheitensprachen zu finden. Für Niedersachsen bemängelt der Sachverständigenausschuss, dass Niederdeutsch zwar in gewissem Umfang an Grundschulen unterrichtet wird, aber dass es an Kontinuität mangelt. Diesem Punkt kommt der niedersächsische Landtag mit seinem im September 2017 verabschiedeten Entschließungsantrag nun nach.
Mit Beschluss des Landtages vom 21.09.2017 (Drs. 17/8757) hat das Land Niedersachsen bekräftigt, den mit der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen begonnenen Prozess, die historisch überlieferte Mehrsprachigkeit des Landes zu fördern und zu erhalten, fortzusetzen. Die Landesregierung betont in einem Entschließungsantrag, die Umsetzung der Europäischen Sprachencharta verlässlich voranzutreiben, um Niederdeutsch und Saterfriesisch in den Schulen auf Dauer zu verankern. Vor allem der Aspekt Kontinuität steht dabei im Vordergrund. Der Beschluss sieht vor, die Voraussetzungen zu schaffen, dass Schülerinnen und Schülern nach dem Verlassen der Grundschule weitere Sprachlernangebote in den weiterführenden Schulen gemacht werden können.
Siegel „Plattdüütschen School“
Up Stäe sünd dat 33 Schoolen. Mit d’rbi sünd vör allen Grundschoolen, man uk Kooperative Gesamtschoolen, Haupt- un Realschoolen. Ton eiersten Maal is in 2018 een berufsbilden School as Plattdüütsche School van Kultusminister Grant-Henrik Tonne utteekent worn: de BBS Wilshusen, üm dat dor all siet 2008 in de Utbildung van Lüüd in de Pleeg de plattdüütsche Spraak in ’n Fackunnericht un as eegen Spraakerwerbsunnericht een heller wichtige Rull speelt.
Bundesraat för Nedderdüütsch hat sich im Juni 2018 neu konstituiert
Auf seiner Sitzung am 21. Juni 2018 im Goethe-Institut in Hamburg hat sich der Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN) für die Delegationsperiode 2018 bis 2022 konstituiert. Die Heimatverbände und Niederdeutschvereine der acht Bundesländer, die im BfN vertreten sind, sowie die Gruppe der Plautdietschen hatten zuvor je zwei Ländervertreter*innen delegiert. Seit vergangenem Jahr sind nun auch Vertreter des Nedersaksischen (SONT) aus den Niederlanden als Gast bei den Treffen des Bundesrates mit dabei. Diese Zusammenarbeit hilft über den Tellerrand zu schauen. Die Plattsprecher in Niedersachsen vertreten Linda Wilken, Plattdeutschreferentin bei der Emsländischen Landschaft, und Heinrich Siefer, Sprecher der Fachgruppe Niederdeutsch und Saterfriesisch. Als Sprecherin und Sprecher für den BfN wurden Dr. Saskia Luther und Heinrich Siefer gewählt.
Spraakendag in’t Museumsdörp in Cloppenburg in’n Oktober 2018
„Sprache als Brücke – Brüchen slaan mit Spraak“ – dor güng dat up ’n Spraakendag in’n Oktober 2018 – utrichtet van ’n Bundesraat för Nedderdüütsch, tohope mit den Neddersassischen Heimatbund, de Ollenborger Landskup, Heimatbund för’t Ollenborger Münsterland, den Spieker Heimatbund för nedderdüütsche Kultur un dat Museumsdörp Cloppenborg.
Hier galt es, das breite Spektrum der niederdeutschen Sprache als Brücke in verschiedenen Zusammenhängen aufzuzeigen. Lebhaft ging es dabei beim „Speed-Dating“ op Platt zu. An sechs Thementischen hielten Referent*innen kurze Vorträge zu den Themenfeldern Plattdeutsch in den Bereichen Arbeit und Tourismus, Pflege, Literatur, Übersetzungen, Schulunterricht. Wie Lehrende darauf vorbereitet werden können, das Thema Mehrsprachigkeit in den Unterricht einzubinden, und wie die Kinder mit all den unterschiedlichen Sprachen um sie herum umgehen, stellte Dr. Joana da Silveira Duarte, Dozentin an der Universität Drenthe in den Niederlanden, mit sehr viel Begeisterung vor. Am Nachmittag demonstrierten drei Projekte eindrucksvoll, wie wichtig die Regionalsprache für den kulturellen Bereich ist und wie sie hier die Funktion einer Brückensprache einnehmen kann: wie z. B. in dem aktuellen plattdeutschen Kinofilm „Ritter Trenk op Platt“ oder dem Projekt „Kinderleicht & Grenzenlos. Kinderlieder auf Platt, Deutsch und Niederländisch“, vom niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung. Den Abschluss bildete die in Deutschland erste Aufführung von „De Grup – die Grenze“. Die musikalische Performance skizziert die Familiengeschichten der beiden Musiker Otto Groote aus Deutschland und Bert Hadders aus den Niederlanden. Das Musikprojekt zeigte, dass mit Sprache auch (Landes-)grenzen überwunden werden können. Das aktuelle Projekt der Stiftung Iemandsland berührte die Zuhörer*innen auf ganz besondere Weise und machte am Ende des Tages noch einmal mehr deutlich, dass die Regionalsprache Niederdeutsch deutlich grenzübergreifendes Potential hat.
Platt löppt un speelt in de Öffentlichkeit een wichtige Rull
Nich blots de Postkortenaktion van „Platt is cool“ de sik ut een Warkkoppel van Lüüd ut de enkelden Landskuppen un Landskupsverbände tosaamesetten deit, uk de Aktion „Freidag is Plattdag“ helpet, dat Platt mehr un mehr van veel Lüüd wohrnahmen wedd. Uk dat wichtige un nödige Nettwark van Beraders för Platt in School, wat van de Lannesschoolbehörd inricht worn is, dat Fortbilden för Mesters, Material för ’n Unnerricht, Projekten usw. organiseert, helpet, dat Platt lebennig un stodig an wohrnahmen wedd.
Dat „PLATTart-Festival“ för neie nedderdüütsche Kultur, wat van ’n 22. – 31. März 2019 nu all ton sevten Maal in Ollenborg un ümto loopen is, heff wedder wieset, dat Plattdüütsch ut de Dönkes- un Kaminecke rut is un as een eernsthaftig un besünner Kultur in Neddersassen anseihn wedd. Good veertig Veranstalten mit alltied een grooten Koppel Besökers sünd loopen.
Platt in de Pleeg – een wichtig Thema in ’n Bundesraat för Nedderdüütsch un in de Fackgrupp Nedderdüütsch un Saterfreisk
In’n Julimaand 2018 hett sik de Minister för Weetenskup un Kultur, Björn Thümler, van de Leiterin van’t Lännerzentrum för Nedderdüütsch, Christianne Nölting, un Heinrich Siefer, Spreker van de Fackgrupp Nedderdüütsch un Saterfriesk bi ’n NHB över Platt in de Pleeg informeert. Tosaame hebbt se sik ankeeken, wat dat dor an Projekten geven deit un wo dat in de Pleeg loopen kann. Dorto wörn se na Cloppenborg in’t Pius-Stift kaamen, wor Mitarbeiters in de Pleeg vertellt hebbt, wat för’n Rull Platt in den Alldag in ’n Ollenhuus, besünners in de Arbeit mit Lüüd, de Dement sünd, speelt.
Bundesraat för Nedderdüütsch un Ollenborger Landskup geevt een Handbook för de Erinnerungsarbeit in de Pleeg rut
Im Rahmen eines Studientages zum Thema „Platt in de Pleeg“, den der Bundesrat für Niederdeutsch am 03. Mai dieses Jahres in Wittstock/Dosse durchgeführt hat, wurde das Erinnerungsbuch „Weetst du noch?“ vorgestellt, das der Bundesraat för Nedderdüütsch gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft herausgegeben hat. Das Erinnerungsbuch möchte als eine kleine Hilfe für erste Schritte in der muttersprachlichen Begegnung und Kommunikation mit Pflegbedürftigen dienen.
Alte Schwarz-Weiß-Fotografien, die typische Szenen von früher zeigen, bieten Anlass zum Gespräch. Vokabeln zu dem jeweiligen Thema sowie kurze Beschreibungstexte werden als Hilfestellung für das Pflegepersonal angeboten. Das Buch ist auf Anfrage beim Bundesraat för Nedderdüütsch und der Oldenburgischen Landschaft kostenfrei für interessierte Einrichtungen erhältlich. Dieses Projekt ist auch ein Beispiel für eine länderübergreifende Zusammenarbeit für die plattdeutsche Sprache im Sinne der Forderung des Sachverständigenausschusses des Europarates.
zum Weiterlesen:
100. Niedersachsentag in Hildesheim – Niedersächsischer Heimatbund überreicht den Jahresbericht zur Heimatpflege,
Hildesheimer Presse, 18. Mai 2019
Heinrich Siefer
Sprecher der Fachgruppe Niederdeutsch und Saterfriesisch
Spreeker Bundesraat för Nedderdüütsch
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