Landtagspräsident Klaus Schlie hatte den Beirat Niederdeutsch zu einer Sitzung in den Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages eingeladen. Dem Beirat gehören Abgeordneten aller Fraktionen sowie Niederdeutschakteure aus dem gesamten Land an. Es war die erste Sitzung, die in diesem Jahr durchgeführt werden konnte. Für den Plattdeutschen Rat wurde Dirk Söhren als neues Mitglied in den Beirat Niederdeutsch aufgenommen.
Auf der Tagesordnung standen die Berichte aus den Arbeitsgemeinschaften „Bildung“ und „Medien“, von den Zentren für Niederdeutsch, dem Niederdeutschsekretariat, dem Niederdeutschen Bühnenbund und dem IQSH. Christiane Ehlers berichtete von den aktuellen Projekten des Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN): Die mit Mitteln des Landes Brandenburg finanzierte Informationsbroschüre „Niederdeutsch in der Wissenschaft – aktuelle Projekte und Lehre“ ist momentan in Arbeit. Neben einem Überblick über die Lehrangebote an den verschiedenen Universitäten werden sowohl Forschungsprojekte zu aktuellen niederdeutschen Themen als auch Abschlussarbeiten von Studierenden vorgestellt. Da in diesem Jahr keine größeren Veranstaltungen durchgeführt werden können, plant der BfN die Erstellung von Erklärvideos zur Europäischen Sprachencharta sowie eines Videos anlässlich des Europäischen Sprachentages.
Eine längere Diskussion gab es in der Beiratssitzung zu dem Thema Plattdeutsch in den Medien: Es ging um den langjährigen Wunsch der Sprechergruppe nach plattdeutschen Nachrichten beim NDR. Landtagspräsident Klaus Schlie bezog deutlich Stellung: Schleswig-Holstein brauche plattdeutsche Nachrichten, denn sowohl die Gesellschaft als auch die Wahrnehmung des Plattdeutschen im öffentlichen Leben habe sich geändert. Klaus Schlie stellte heraus, dass es im Land einen Verfassunganspruch gäbe, der mit der Europäischen Sprachencharta zu begründen sei. Dem Argument des Vertreters des NDR, dass gespart werden müsse, entgegnete er, dass es eine Frage der Schwerpunktsetzung sei.
Klaus Jensen, Abgeordneter der CDU, berichtete über den Antrag „Niederdeutsch ist Teil der schleswig-holsteinischen Identität“ sowie die Landtagssitzung, in der – in großen Teilen auf Platt – über den Antrag debattiert wurde. Alle Fraktionen des Landtages haben dem Antrag zugestimmt, der u.a. einen Ausbau der Modellschulen sowie die Weiterentwicklung des Lehrwerkes für die Sekundarstufe I vorsieht. Hans Stäcker, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, sowie Karen Nehlsen, IQSH, berichteten, dass die Zahl an Modellschulen noch erhöht werden könne und dass das Niederdeutschangebot sowie die Fortbildungen für weitere Schulen gestärkt werden solle.
Marianne Ehlers berichtete über den aktuellen Stand zur Nachzeichnung von weiteren Verpflichtungen der Europäischen Sprachencharta durch das Land. Der Referentenentwurf muss nun noch vom Plenum des Bundesrates beschlossen werden sowie im nächsten Schritt vom Europarat angenommen werden. Grundsätzlich besteht für alle Länder die Möglichkeit, weitere Verpflichtungen der Sprachencharta zu übernehmen. Die Sprechergruppe begrüßt es, dass das Land Schleswig-Holstein diesen Schritt als erstes Niederdeutschland gegangen ist.