Die Band "Jack Pott" hat in diesem Jahr den Plattbeats-Contest gewonnen. Im Interview erzählen die Musiker von ihrer Teilnahme an dem Bandcontest, ihrem Zugang zu Plattdeutsch und ihren Plänen für die Zukunft.
Beschreibt doch mal, wer ihr seid und was ihr macht!
Wir sind vier Jungs aus Bad Schwartau, die seit nun mehr als vier Jahren unter dem Deckmantel „Jack Pott“ ihr Unwesen in der Punk- und Popszene treiben. Mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Synthesizern und deutschen Texten spielen wir tanzbaren Punkrock, der von Gesellschaftskritik bis Blödsinn alle bewegenden Themen in unserem Leben abfrühstückt.
Ihr habt dieses Jahr an Plattbeats teilgenommen. Wie kam es dazu?
Wir sind durch eine befreundete Band (Zwo Eins Risiko) auf den Wettbewerb aufmerksam geworden, die im letzten Jahr teilgenommen hat. Uns gefiel es sehr, dass es sich hierbei um keinen gewöhnlichen Bandcontest handelt, sondern gewissermaßen auch um eine Challenge und besondere Herausforderungen, einen Song ins Plattdeutsche umzuschreiben und neu aufzunehmen.
Wie ist allgemein euer Zugang zum Plattdeutschen? Habt ihr vorher schon mal plattdeutsche Musik gemacht?
Wir hatten immer mal wieder Berührungspunkte mit der plattdeutschen Sprache, beispielsweise in der Grundschule, wo plattdeutsches Liedgut den Musikunterricht dominiert hat. Fließend Platt schnackt jedoch keiner von uns, was wirklich sehr schade ist, da uns die Arbeit an unserem Beitrag für Plattbeats viel Spaß gemacht hat. Doch auch vor dem Contest haben wir schon plattdeutsche Lieder in unserem Stil gecovert: So musste Heidi Kabel mit ihrem Hit „An de Eck steiht´n Jung mit ´n Trudelband“ bereits dran glauben.
Wie war eure Reaktion, als ihr erfahren habt, dass ihr den Band-Contest gewonnen habt?
Wir saßen während der Siegerehrung im Auto auf dem Weg vom Studio nach Hause und schauten alle gemeinsam den Livestream. An einen Sieg haben wir ehrlich gesagt nicht geglaubt, da uns die Tage zuvor noch einige Stimmen fehlten. Zudem wussten wir nicht, wie der Song und unsere Plattdeutsch-Skills bei der Jury ankommen. Deswegen waren wir sehr überrascht und überaus glücklich, als schließlich unser Name erklang.
Ihr habt im Rahmen des Wettbewerbs euren Song „Alle meine Freunde“ zu „All min Frünnen“ umgetextet. Wie war das für euch? Werdet ihr den Song in Zukunft auf Konzerten auch auf Plattdeutsch spielen?
Da wir die plattdeutsche Sprache selber leider nicht beherrschen, mussten wir unseren Song von einem Plattdeutschprofi übersetzen lassen. Der erste Blick auf den fertigen Text entpuppte sich als unlösbare Aufgabe: Wie singt man einen neuen Text, der sich rhythmisch und phonetisch vom alten stark verändert hat, ohne dass der Flair des Originals zerstört wird? So mussten wir viele Zeilen separat aufnehmen und melodisch so verändern bis es sich für uns akzeptabel anhörte. Für die Zukunft haben wir uns vorgenommen, Teile der plattdeutschen Version auf unseren Konzerten in norddeutschen Städten zu spielen.
Könnt ihr euch vorstellen, weitere Songs auf Plattdeutsch zu übersetzen oder neue Songs direkt auf Plattdeutsch zu schreiben?
Wie gesagt fehlen uns für eigene Songs auf plattdeutsch die sprachlichen Fähigkeiten. Zudem wollen wir mit unserer Musik auch die Menschen jenseits des Weißwurstäquators erreichen. Allerdings werden vielleicht ein paar Coverversionen, beispielsweise von Heidi Kabel, auf unseren Konzerten zu hören sein.
Würdet ihr euch dafür Unterstützung wünschen? Wenn ja, in welcher Form?
Der Plattbeats Contest ist schon ein sehr guter Anfang, junge Menschen für die plattdeutsche Sprache zu begeistern. Allerdings sollte Plattdeutsch auch jenseits von Contests wieder einen Platz in der Gesellschaft finden, da es nicht nur eine sehr schöne Sprache ist, sondern auch ein kleines Stückchen unserer kulturellen Identität. Wir würden es zum Beispiel sehr begrüßen, wenn Plattdeutsch an Schulen unterrichtet werden würde oder Projekte wie der Plattbeats Contest mehr Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung erhalten würde.
Zum Abschluss: Wie geht es mit euch weiter? Was ist für die Zukunft geplant?
Zunächst erscheint am 23.10.2020 unsere erste LP „Antischwurbler“ auf Vinyl. Darauf enthalten sind bereits bekannte, aber auch neue Song (unter anderem eine Coverversion des NDW-Hits „Besuchen Sie Europa“ mit dem Geier Sturzflug Frontmann als Gastsänger). Aufgrund der aktuellen Corona-Lage hatten wir viel Zeit, neue Songs zu schreiben und im Studio aufzunehmen. Davon wird es sicherlich bald die ersten Hörproben und Videos geben. Ansonsten versuchen wir, noch dieses Jahr Konzerte zu planen, die den Gesundheitsvorkehrungen der Maßnahmen gerecht werden.
Das Interview führte Meret Buchholz.
Foto: © Jack Pott