Peter Wiens über seine Muttersprache Plautdietsch
Welche Bedeutung hat deine Muttersprache für dich und was magst du besonders an dieser?
Meine Muttersprache „Plautdietsch“ ist ein wichtiger Teil meiner Identität und auch eine Art Zuhause für mich. Was ich besonders an dieser Sprache mag, ist, dass ihre Sprecher*innen eine lange Migrationsgeschichte haben. Auch heute noch wird fleißig weitergewandert - besonders in Lateinamerika.
Welche Vor- und Nachteile hatte es für dich mit Plattdeutsch als Muttersprache aufzuwachsen?
Es hat auf jeden Fall meine Liebe und meinen Sinn für Sprache und Mehrsprachigkeit geweckt. Deutsch und Russisch habe ich parallel gelernt, so dass ich keinen Nachteil darin sehe, mit Plautdietsch als Muttersprache aufgewachsen zu sein.
Wie gibst du deine Muttersprache weiter?
Vielleicht am ehesten damit, dass ich sie nicht verstecke. Wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, meine Muttersprache in Gesprächen oder Texten zu gebrauchen, tue ich das. Ich finde es auch gut, wenn wir uns für unsere Muttersprachen nicht nur in Vereinen oder Universitäten einsetzen, sondern auch in unseren Familien. Mit meinem 3-jährigen Sohn habe ich z.B. von Anfang an Plautdietsch gesprochen.
Warum und wie engagierst du dich für deine Muttersprache?
Je mehr ich über meine eigene Sprache erfahre, umso mehr wächst in mir auch die Lust, sie aktiv und selbstbewusst zu gebrauchen. Dazu möchte ich auch andere motivieren. Vor etwa 20 Jahren habe ich mit einigen Freunden den Verein „Plautdietsch-Freund e.V.“ gegründet und u.a. mit einer Zeitschrift oder etwa auch mit verschiedenen Angeboten im Internet viel für meine Muttersprache unternommen. Es entstand ziemlich bald ein weltweites Netzwerk, um die Dokumentation und Pflege der Sprache der Plautdietsch-Sprecher voranzutreiben. Größere Sprechergruppen gibt es ja vor allem auch in Amerika. Dass es möglich wurde, die sprachpolitischen Interessen der in Deutschland lebenden Plautdietsch-Sprecher im Bundesrat für Niederdeutsch zu vertreten, hat mich ganz besonders gefreut.
Wo siehst du den größten Bedarf um den Erhalt des Plattdeutschen zu gewährleisten?
In Ländern wie Deutschland oder Kanada sollten die Eltern, die ihre eigene Muttersprache lieben, dazu ermutigt werden, sie auch an ihre Kinder weiterzugeben. Plautdietsch bzw. Plattdeutsch sollte aber auch im öffentlichen Leben keine Ausnahme sondern Normalität sein.
Welchen Tipp würdest du Interessierten geben, die Plattdeutsch lernen möchten?
Sobald Corona kein Thema mehr ist, für ein paar Wochen zu den Plautdietsch-Sprechern in Belize! Und wer nur zum Sofa möchte: Einfach mal „platt lernen“ googeln!