Vom 9.11.2022 bis zum 10.11. waren die jungen Lüüd in Berlin auf einer Exkursion. Der Anlass war die Überreichung der "Berliner Verkloren" an die Parlamentarierinnen und Parlamentarier des Parlamentskreises "Plattdeutsch". Diese Berliner Verkloren wurde mit vielen jungen Lüüd vorher in Umfragen und in einer Online-Warksteed ausgearbeitet. Darin wurden die wichtigsten Punkte aufgenommen, die junge Leute im Bezug auf Niederdeutsch von der Regierung und ihren Vertreter:innen fordern und sich wünschen. Die fertige, zweisprachige Version findet man hier: De Berliner Verkloren op Düütsch un Platt.
Am Vortag gab es in der Landesvertretung von Schleswig-Holstein in Berlin eine Veranstaltung „Achtern Horizont“, wo verschiedene Themen zum Niederdeutschen behandelt wurden. Es gab auch eine Lesung von Elina Penner und ihrem Roman „Nachtbeeren“, wo es um die Geschichte einer plautdietsch-sprachigen, mennonitischen Familie in Deutschland geht. Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch das 20-jährige Jubiläum vom Bunnsraat för Nedderdüütsch gefeiert. Ebenso wurden die jungen Lüüd erwähnt und ihnen wurde viel Erfolg für ihr Vorhaben am nächsten Tag gewünscht. Anschließend gab es zu Speis‘ und Trank noch viele interessante Gespräche zwischen Akteur:innen und Gästen, wo sich auch die jungen Lüüd mit anderen Plattdeutsch-Aktiven ausgetauscht haben.
Am 10.11. dann fand sich die kleine „Junge Lüüd-Delegation“ aus 13 Leuten vor dem Paul-Löbe-Haus zusammen – eingeladen waren wir von Gyde Jensen, MdB. Nachdem man durch die Sicherheitskontrollen war, gab es eine ausführliche Führung durch das Paul-Löbe-Haus sowie dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und natürlich dem Reichstagsgebäude. Anschließend kamen die jungen Lüüd dann mit einigen Mitgliedern vom Parlamentskreis Plattdeutsch im Restaurant im Reichstag zusammen. Der Austausch wurde vor allem von Gyde Jensen (FDP) und Johann Saathoff (SPD) ein- und angeleitet. Sie beide haben den Parlamentskreis Anfang dieses Jahres auch gegründet. Aber es waren auch einige andere Mitglieder dabei: Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), Susanne Mittag (SPD), Linda Heitmann (Bündnis 90/Die Grünen), Stefan Seidler (SSW) und Anja Troff-Schaffarzyk (SPD). Die jungen Lüüd haben dann ihre Berliner Verkloren vorgestellt und sind zu jedem Punkt in den Austausch mit den Abgeordneten getreten. Die Gespräche waren sehr produktiv und man merkte schnell, dass man in den meisten Punkten auf derselben Seite steht und einer Meinung ist. Die jungen Lüüd haben aber auch einige nützliche Tipps und Vorschläge bekommen, wie und wo man für gewisse Punkte weiterbohren kann. Dabei ging es vor allem um Zuständigkeiten bei einigen Punkten und um Strategien für das Einfordern von mehr Geldern. Diese Punkte werden auf jeden Fall mitgenommen und weiter besprochen.
Allerdings konnten die jungen Lüüd auch einige Punkte anführen, die manchen vielleicht gar nicht in ihrer Bedeutung oder Wichtigkeit bewusst waren. Dazu gehörten die Notwendigkeit von mehr Medien mit der Zielgruppe junger Leute, auch zum Beispiel mehr junge Literatur. Aber auch, dass im Niederdeutschen mehr Ehrenämter in hauptämtliche Strukturen übertragen werden müssen, das war in seiner Brisanz anfangs nicht ganz deutlich. Bei dem Thema, dass mehr Schulfächer Niederdeutsch eingeführt werden sollen, gab es unterschiedliche Meinungen, da hierdurch mehr Slots für andere Fächer weggenommen würden. Aber wenn es darum ging, dass man durch mehr Immersionskurse von anderen Fächern keine Slots einnehmen würde, konnte man sich wieder einigen. Auch hat man sich darauf verständigt, auch in Zukunft näher mit einander zusammenzuarbeiten. Äußerst interessant war auch der Fakt, dass der Großteil der Debatte auf Niederdeutsch geführt wurde.
Für den Nachmittag war eigentlich noch ein Treffen mit Natalie Pawlik, MdB geplant. Sie ist die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Auch ihr sollte die Berliner Verkloren überreicht und vorgestellt werden. Allerdings kamen bei ihr unvorgesehene Termine dazwischen, sodass wir den Termin leider nicht wahrnehmen konnten. Das Thema Jugendarbeit hat Natalie Pawlik als einen der Schwerpunkte ihrer Arbeit festgelegt und sie hat versprochen, den Termin mit den jungen Lüüd Anfang nächsten Jahres nachzuholen. Zum Abschluss tauschten sich die jungen Lüüd noch einige Zeit untereinander aus und nutzten die Gelegenheit, um sich besser vernetzen können.
Ermöglicht wurde die Exkursion durch Fördermittel des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.