Knapp sechs Wochen lang hatten Interessierte die Gelegenheit die Wanderausstellung "Was heißt hier Minderheit?" im Schleswig-Holsteinischen Landtag anzusehen. Zur Finissage am 27. Oktober 2022 hatten der Bundesraat för Nedderdüütsch und das Niederdeutschsekretariat eingeladen. Etwa 80 Besucher:innen waren in den Landtag nach Kiel gekommen, 50 Interessierte nahmen in digitaler Form an der Veranstaltung teil.
Jette Waldinger-Thiering, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags, begrüßte die Anwesenden. Sie berichtete von ihren eigenen Erfahrungen als Mitglied der dänischen Minderheit in Südschleswig. Der Minderheitenbeauftragte Johannes Callsen betonte in seinem Grußwort, wie wichtig es sei, dass sich die Gruppe der Plattsprecher und die vier nationalen Minderheiten zum ersten Mal gemeinsam präsentieren. Er betonte, wie gut das Miteinander in Schleswig-Holstein funktioniere. Christiane Ehlers, Leiterin des Niederdeutschsekretariats, nahm das Publikum mit auf die Reise vom Beschluss des Deutschen Bundestages im Mai 2017 bis zur Eröffnung der Wanderausstellung im März 2022.
Besonderen Anklang fand das Speed-Debating: Dieses interaktive Format ermöglichte es den Gästen, mit Vertreter:innen aller beteiligten Gruppen ins Gespräch zu kommen, über aktuelle Themen und Herausforderungen zu erfahren und sich dazu auszutauschen.
- Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende der Sydslesvigsk Forening, diskutierte mit Interessierten über Bildung in der Dänischen Minderheit.
- Christoph Schmidt, Direktor des Nordfriisk Instituuts und Ellin Nickelsen, Vorsitzende des Vereins Nordfriesisches Institut e.V., boten für die Nordfriesen das Thema "Unschärfe als Prinzip" an. Sie tauschten sich mit den Besucher:innen u. a. darüber aus, ob es eine eindeutige Zuordnung geben kann, wer zu einer Gruppe dazugehört und ob scharf abgegrenzte Schubladen funktionieren.
- Über Plattdeutsch im öffentlichen Leben in Ostfriesland berichtete Rico Mecklenburg, Präsident der Ostfriesischen Landschaft. Er stellte die Plattlern-App PlattinO, verschiedene Materialien und Projekte vor.
- Henk Wolf, wissenschaftlicher Beauftragter für Saterfriesisch bei der Oldenburgischen Landschaft, diskutierte mit den Besucher:innen über Professionalisierung in der Minderheitenförderung am Beispiel des Saterfriesischen.
- Besonders interessant für viele Schleswig-Holsteiner:innen war das Thema Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, über das Madlena Di Sarno, Referentin für Angelegenheiten der Domowina, Bund Lausitzer Sorben e. V. / Zwjazk Łužiskich Serbow sich mit den Gästen austauschte.
- Matthäus Weiß und Rolf-Ulrich Schlotter, Vorsitzender und Stellvertreter des Verbandes Deutscher Sinti und Roma e. V., Landesverband Schleswig-Holstein, berichteten von aktuellen Herausforderungen für die Sinti und Roma und beantworteten viele Fragen dazu.
- Bei den Plattsprechern lag der Fokus auf Platt und Medien, worüber Jan Graf, Delegierter im BfN und Referent für Niederdeutsch und Friesisch beim Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, berichtete.
- Heinrich Siemens, Delegierter im BfN und Plautdietsch-Forscher, erzählte von der Geschichte des Plautdietschen.
- Viel Andrag war beim Stand der jungen Lüüd: Thees Becker, Kevin Behrens, Nadine Koop und Mareike Meents, tauschten sich mit Interessierten über Zugänge zur Sprache für junge Erwachsene aus.
- Bei der Station von EBLUL Deutschland – Komitee für Regional- und Minderheitensprachen, sprach der Vorsitzende Karl-Peter Schramm über gemeinsame Strategien zur Förderung der Regional- und Minderheitensprachen.
Die Rückmeldungen zu den Diskussionen an den zehn Stationen waren sehr positiv. Den Besucher:innen hat es gut gefallen, dass sie sich in den Gesprächsrunden selbst einbringen konnten und sich mit den Fachleuten aus den Gruppen, aber auch mit anderen Interessierten austauschen konnten. Viele Gespräche wurden auch beim anschließenden Get-Together fortgeführt. Die Aufzeichnung der Veranstaltung kann auf dem YouTube-Kanal vom Niederdeutschsekretariat angesehen werden: Aufzeichnung der Finissage "Was heißt hier Minderheit?".
Finanziert wurde die Veranstaltung im Schleswig-Holstenischen Landtag mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern und für Heimat.
Aktuell ist die Ausstellung in der Zentralen Hochschulbibliothek Flensburg zu sehen und kann dort noch bis zum 18. Dezember besucht werden.