Anfang Juli trafen sich Vertreter*innen der niederdeutschen Sprechergruppe mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius. Dr. Saskia Luther, Sprecherin des BfN, Christiane Ehlers, Leiterin des Niederdeutschsekretariats und Heinrich Siemens, Delegierter für die Sprechergruppe der Plautdietschen, nutzten das Gespräch im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat in Berlin, um auf aktuelle Themen und Schwerpunkte der Sprechergruppe aufmerksam zu machen.
Anknüpfungspunkt für das Gespräch bot der Bundestagsbeschluss vom 30. Mai 2017 zum Thema „25 Jahre Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen – Gemeinsamer Auftrag“. Dort wurde u.a. beschlossen „[…] für die in acht Ländern gesprochene Regionalsprache Niederdeutsch konzeptionelle Voraussetzungen im Sinne nachhaltiger länderübergreifender Strukturen zu schaffen.“ Bei den überregionalen Strukturen für das Niederdeutsche ist momentan eine Zeit des Umbruchs zu verzeichnen. Neben dem Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN) und dem Niederdeutschsekretariat, die sprachpolitisch tätig sind, gibt es nun zwei Institutionen, die länderübergreifend arbeiten: das Institut für niederdeutsche Sprache (INS) und das Länderzentrum für Niederdeutsch (LZN). Im Gespräch mit Herrn Dr. Fabritius wurden Möglichkeiten erörtert, wie klare Strukturen und Zuständigkeiten für die überregionale Niederdeutscharbeit aufgebaut werden könnten. Der Beauftragte stellte heraus, dass eine Abgrenzung der Zuständigkeiten der ‚Mitspieler‘ dringend erforderlich sei.
Ein wichtiges Anliegen der Vertreter*innen der niederdeutschen Sprechergruppe, das in Berlin thematisiert wurde, ist die Sicherstellung der politischen Partizipation. Um die Interessen der Sprecher*innen aus den acht Ländern sowie von den Plautdietschen adäquat vertreten zu können, ist die feste Teilnahme an Gremien wie Beratenden Ausschüssen oder Gesprächskreisen notwendig. Für die Sprechergruppe der Plautdietschen ist die Situation eine besondere, da diese nicht als Minderheit anerkannt sind und sie nicht einem Bundesland zugeordnet sind. Auch diese Herausforderung wurde im Gespräch diskutiert sowie mögliche Lösungsansätze aufgezeigt.
Der Bundestagsbeschluss sieht außerdem „[…] das Ausrichten weiterer sprachpolitischer Veranstaltungen und das Ergreifen von Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene“ vor. Aus Sicht der Sprechergruppe ist es sehr wichtig, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen durchzuführen, um die Bekanntheit der Charta-Sprachen zu erhöhen. Erörtert wurde zum Beispiel die Organisation einer gemeinsamen Sprachkonferenz für die Regionalsprache Niederdeutsch und die vier Minderheitensprachen der in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten im Jahr 2019.
Die Vertreter*innen der niederdeutschen Sprechergruppe waren sehr zufrieden mit dem Gespräch. Der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten zeigte sich sehr offen für die Belange der Sprecher*gruppe und bot an verschiedenen Stellen seine Unterstützung an.
Bildquelle: Bundesregierung