Wahlprüfsteine Niederdeutsch, Antworten Johann Saathoff, MdB SPD
1. Verankerung der Regionalsprache Niederdeutsch im Grundgesetz
Der BfN setzt sich für die Verankerung von Niederdeutsch im Grundgesetz ein. Ziel ist es, den Schutz der Regionalsprache sowie die Rechte der Sprecherinnen und Sprecher unabhängig von sich verändernden politischen Mehrheiten langfristig zu sichern. Inwieweit unterstützt Ihre Partei dieses Anliegen der Sprechergruppe?
Antwort Johann Saathoff:
In unserem Wahlprogramm steht, dass wir das kulturelle und geschichtliche Erbe der nationalen Minderheiten fördern wollen. Ich unterstütze darüber hinaus jede Maßnahme, die dem Schutz des Platt und der anderen Regionalsprachen dient. Die Regionalsprachen bedeuten Vielfalt und diese Vielfalt bereichert unser Land. Dafür setze ich mich gern ein.
2. Niederdeutsch als Gerichtssprache
Die derzeitige Regelung des § 184 Gerichtsverfassungsgesetz (GVG) legt fest, dass die Gerichtssprache Deutsch ist; eine Ausnahme besteht lediglich für das Sorbische. Ende 2024 erfolgte eine Erweiterung um Englisch als Gerichtssprache; die Chance, ebenfalls die Regionalsprache Niederdeutsch sowie die Minderheitensprachen zuzulassen wurde verpasst. Inwieweit unterstützt Ihre Partei eine Ausweitung des § 184 des Gerichtsverfassungsgesetzes um die Regionalsprache Niederdeutsch sowie die Minderheitensprachen?
Antwort Johann Saathoff:
Die Änderung des Gerichtsverfassungsgesetzes zielte auf eine internationale Stärkung des Gerichtsstandortes Deutschland ab. Schon als Bürgermeister in Ostfriesland habe ich die Erfahrung gemacht, dass einige Menschen sich im Umgang mit Behörden in ihrer Muttersprache Platt viel sicherer fühlen. Das wäre sicher auch vor Gericht so, deshalb würde ich es begrüßen, wenn man vor Gericht auch Platt sprechen könnte.
3. Bundestagsdebatte zur Umsetzung der Europäischen Sprachencharta
Der BfN regt an, dass Schutz und Förderung der Regionalsprache Niederdeutsch und der anerkannten Minderheitensprachen einmal je Legislaturperiode Thema einer Bundestagsdebatte sind. Als Ergebnis könnten weitere Maßnahmen zur Stärkung dieser Sprachen beschlossen werden. Inwieweit unterstützt Ihre Partei dies?
Antwort Johann Saathoff:
Das unterstütze ich ausdrücklich. Ich baue in jede meiner Bundestagsreden ein Platt-Zitat ein und würde gern öfter Reden komplett auf Platt halten. Die Debatte zum 25. Jahrestag des Inkrafttretens der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen im März 2023 war ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Debatten mit in Regionalsprachen gehaltenen Reden den Deutschen Bundestag bereichern und für die Förderung und zum Schutz der Regionalsprachen sehr wertvoll sind.
4. Teilhabe junger Erwachsener an der Politik zum Sprachenschutz
Für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Niederdeutschen ist es unerlässlich, die Bedürfnisse und Wünsche junger Menschen zu berücksichtigen. Inwieweit unterstützt Ihre Partei die Forderung, jungen Erwachsenen die Teilhabe an der Politik zum Sprachenschutz zu ermöglichen?
Antwort Johann Saathoff:
Selbstverständlich unterstütze ich diese Forderung. Ich begrüße es, dass viele junge Menschen in Ostfriesland Platt sprechen. Das gemeinsame Plattsprechen verbindet und viele Gespräche mit jungen Menschen führe ich auf Platt. Je mehr junge Menschen sich politisch und für das Platt engagieren, desto besser – also man tau!
5. Stärkung der Regionalsprache Niederdeutsch in der Öffentlichkeit
In wieweit setzen Sie sich proaktiv dafür ein, die Präsenz und Nutzung des Niederdeutschen im öffentlichen Raum sowie die Wissensvermittlung über die Sprache zu fördern? Dies könnten beispielsweise mehrsprachige Beschilderungen oder Informationsmaterialien sein?
Antwort Johann Saathoff:
Ich setze mich jederzeit und überall für das Platt ein – z. B. auch für die Einrichtung eines Hannes-Flesner-Padds, der vergangenes Jahr in Aurich eingeweiht wurde. Darüber hinaus mache ich bei Social-Media viele plattdeutsche Beiträge. Stolz bin ich darauf, dass meine Bundestags-Rede auf Platt aus dem März 2018 Einzug in die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ gefunden hat, die seit knapp drei Jahren durch Deutschland tourt. Das vom Bundesministerium des Innern und für Heimat geförderte Niederdeutschsekretariat und der Bunnsraat för Nedderdüütsch machen hier eine hervorragende Arbeit, die ich gern weiter unterstütze.
Foto: ©Fionn Grosse