Min Modersprak, wa klingst du schön!
Wa büst du mi vertrut!
Weer ok min Hart as Stahl un Steen,
du drevst den Stolt herut.
…
So herrli klingt mi keen Musik
un singt keen Nachdigal;
mi lopt je glik in Ogenblick
de hellen Thran hendal.
„Min Moderspraak“ ist wohl eines der bekanntesten Gedichte des großen niederdeutschen Schriftstellers Klaus Groth. Ein passenderes Gedicht zum Internationalen Tag der Muttersprache am 21. Februar hätte sich kaum finden können.
Seit dem Jahr 2000 wird der Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ jährlich begangen. Ins Leben gerufen hat ihn die UNESCO. Besondere Aufmerksamkeit soll in diesem Rahmen auch auf die kleinen Sprachen gelenkt werden.
Fünf Delegierte aus dem Bundesraat för Nedderdüütsch berichten anlässlich des Gedenktages, welche Bedeutung ihre Muttersprache Plattdeutsch bzw. Plautdietsch für sie hat und mit welcher Motivation und auf welche Weise sie sich für diese einsetzen. Von allen fünf Muttersprachler*innen gibt es eigene Texte zum Anhören – Gedichte, Geschichten, eine Andacht im Rundfunk und ein Herzensprojekt. Auf diese Weise werden unterschiedliche regionale Varietäten des Niederdeutschen hörbar.
„Ein Läben ahn Plattdüütsch kann ik mi gor nich vörstellen.“ Johanna Bojarra aus Rostock in Mecklenburg-Vorpommern hat von ihrer Mutter Plattdeutsch gelernt und gemeinsam mit ihr ein plattdeutsches Kinderbuch herausgegeben. Ihr liegt es besonders am Herzen, die Sprache an die Kleinen weiterzugeben.
„… un op eenmal is man binnen in en Nettwark för de Spraak.“ Marianne Ehlers aus Eiderstedt ist aus dem Plattdeutsch-Netzwerk in Schleswig-Holstein nicht wegzudenken. Für sie stellte sich nie die Frage, ihre Muttersprache nicht weiterzugeben und sich für diese einzusetzen.
„Snacken, snacken, snacken!“ Heiko Gauert aus Damp in Schleswig-Holstein engagiert sich seit Jahrzehnten für Niederdeutsch. Seine Motivation ist es, der Sprache die Zukunft zu erleichtern und sie ihrer Bedeutung in der Geschichte gemäß weiterzugeben.
„Plattdeutsch kann die Themen der Welt in Sprache setzen.“ Heinrich Siefer aus Cloppenburg in Niedersachsen hat das Thema Plattdeutsch in der Pflege maßgeblich begleitet. Für ihn ist Plattdeutsch neben den vielen anderen Sprachen der Welt eine gleichwertige Sprache, die alle Facetten des Lebens abdecken kann.
„Wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, meine Muttersprache zu gebrauchen, tue ich das.“ Für Peter Wiens, einer der beiden Vertreter der Gruppe der Plautdieschen im BfN, ist seine Muttersprache Plautdietsch ein wichtiger Teil seiner Identität und auch eine Art Zuhause. Er ist Mitbegründer eines weltweiten Netzwerkes, um die Dokumentation und Pflege der Sprache der Plautdietsch-Sprecher voranzutreiben.
In den Texten der Delegierten wird deutlich, welche Bedeutung ihre Sprache für ihre kulturelle Identität hat. Auch Johann Saathoff, Abgeordneter im Deutschen Bundestag, versteckt seine Muttersprache Plattdeutsch nicht – im Gegenteil: In jeder seiner Reden, die er im Bundestag hält, baut er zumindest einen Satz auf Platt ein. Anlässlich des Tages der Muttersprache 2020 hat er im Interview bei NDR 1 Welle Nord erzählt er u.a., warum es für ihn wichtig ist, auch in Berlin Ostfriesisch zu sprechen.
Die UNESCO stellt Mehrsprachigkeit als Schlüssel zum gegenseitigen Verständnis und Respekt heraus. Der Bundesraat för Nedderdüütsch und der Minderheitenrat setzten sich seit vielen Jahren für ein gelebtes Miteinander der Regional- und Minderheitensprachen ein. Und dieses Miteinander ist nicht zuletzt durch die vielen unterschiedlichen Sprachen geprägt.