Podiumsdiskussion zur Landespolitik für das Niederdeutsche in M-V seit 1990
Am 11.11.2021 luden die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Stiftung Mecklenburg ins Schleswig-Holstein-Haus nach Schwerin zur Podiumsdiskussion ein. Nach einem Impulsvortrag von Bernd Kasten zu Stellenwert und Instrumentalisierung des Niederdeutschen seit dem Kaiserreich bis zum Ende der DDR, sollte das Podium einen kritischen Blick auf die vergangenen 31 Jahre werfen.
Dr. Florian Ostrop, Geschäftsführer der Stiftung Mecklenburg, führte durch den Abend und moderierte die Gesprächsrunde. Nacheinander berichteten Vertreter aus Politik, Vereinen, Verbänden und Institutionen, die sich für den Erhalt und die Pflege der Regionalsprache Niederdeutsch einsetzen, von ihren Erfahrungen.
Mathias Brodkorb, ehemaliger Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in M-V, brachte das Landesprogramm „Meine Heimat – mein modernes Mecklenburg-Vorpommern“ auf den Weg. Damit legte er den Grundstein für Projekte wie die „Heimatschatzkiste“, die Gründung des Kompetenzzentrums für Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald sowie die Einrichtung von Niederdeutsch-Profilschulen inkl. des Plattdeutschabiturs.
Susanne Bliemel, die neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin auch als Niederdeutschbeauftragte (1996-2011) und Beauftragte für die Umsetzung des Heimatprogramms (2016-2020) zuständig war, setzte sich stark dafür ein, Plattdeutsch als zweite Fremdsprache anzubieten. Das wurde mit dem Landesprogramm für die sechs Profilschulen durchgesetzt.
Johanna Bojarra, Delegierte für Mecklenburg-Vorpommern beim Bundesraat för Nedderdüütsch (BfN), berichtete von ihren Erfahrungen in der plattdeutschen Sprachvermittlung im Kindergarten und über die Arbeit des BfN. Der rege Austausch über die Landesgrenzen hinweg sei sehr fruchtbringend und eröffne eine Vielzahl an Ideen und Anregungen.
Vorstandsmitglied der Fritz-Reuter-Gesellschaft und Vorsitzender der Gillhoff-Gesellschaft, Hartmut Brun, klagte über die stete Abnahme von Mitgliedern in den vergangenen Jahren und über den fehlenden Nachwuchs in den niederdeutschen Literaturgesellschaften im Land.
Dr. Christoph Schmitt, Leiter des Institutes für Volkskunde an der Uni Rostock, berichtete von der Digitalisierung des mecklenburgischen Wörterbuches von Wossidlo-Teuchert und machte sich für die Volkskunde stark.
Die Diplom-Kulturwissenschaftlerin Ulrike Stern arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik (KND) und führte zahlreiche Fortbildungen und Spracherwerbskurse sowohl für (angehende) Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte und weitere Interessierte durch. Sie hat mit dem KND diverse Projekte unterstützt und jede Menge Übersetzungsarbeit geleistet.
Die zweistündige Veranstaltung gab einen kleinen Überblick, was in Mecklenburg-Vorpommern bereits für die Regionalsprache Niederdeutsch getan wurde und wird. Deutlich wurde jedoch auch, dass noch einiges nötig ist, um den Spracherhalt weiter voranzubringen, z.B. das Niederdeutschangebot an den Grundschulen zu verbessern. Um sich ausführlich über weitere Maßnahmen und Möglichkeiten auszutauschen, wäre eine Fortsetzung dieser Veranstaltung wünschenswert.
Johanna Bojarra, Delegierte für M-V im Bundesraat för Nedderdüütsch
Bild (v.l.) Ulrike Stern, Susanne Bliemel, Mathias Brodkorb, Dr. Florian Ostrop, Hartmut Brun, Dr. Christoph Schmitt, Johanna Bojarra