Am 26. August war viel Plattdeutsch im Schleswig-Holsteinischen Landtag zu hören: Die Abgeordneten debattierten über eine stärkere Förderung der Regionalsprache Niederdeutsch im Land - und die meisten Redner taten dies auf Platt. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des „Plattdüütschen Raat för Sleswig-Holsteen“ haben die Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP den Antrag "Niederdeutsch ist Teil der schleswig-holsteinischen Identität" gestellt, der auf eine Stärkung der Sprache sowohl in den Bildungssystemen als auch in den Medien abzielt. Der Landtag hat dem Antrag einstimmig zugestimmt.
Die Landesregierung wird darin aufgefordert, die niederdeutsche Sprache in Kindertagesstätten und Schulen weiter zu fördern und dies im Rahmen der Weiterentwicklung des Handlungsplans Sprachenpolitik fortzuführen. Konkret geht es um den Ausbau der Modellschulen Niederdeutsch sowie um die Unterstützung bei der Entwicklung eines Lehrwerks für die Sekundarstufe I als Fortführung von „Paul un Emma“ und "Paul un Emma un ehr Frünnen". Weiter wird die Landesregierung aufgefordert, die schleswig-holsteinische Sprachenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Medien auszubauen.
Klaus Jensen (CDU) würdigte das Engagement des Landes und des Plattdüütschen Raat im Bildungsbereich. Mit dem Schulerlass, den Modellschulen, den Lehrwerken sowie der Auszeichnung "Emmi för Plattdüütsch" wurde eine gute Grundlage geschaffen, die weiter auszubauen ist. Bernd Heinemann (SPD) betonte, dass die Forderungen noch konkreter sein müssten, um Plattdeutsch nachhaltig stärken zu können. Bernd Voss (Bündnis 90/Die Grünen) stellte heraus, wie wichtig es sei, dass Kinder sowohl im vorschulischen Bereich als auch während der ganzen Schulzeit Plattdeutsch lernen. Er dankte dem Plattdüütschen Raat und dem Beirat Niederdeutsch für die kontinuierliche Arbeit in Bildungsbereich. Kay Richert (FDP) stellte die Verantwortung der Politik heraus, Rahmenbedingungen zu schaffen, um Niederdeutsch zu fördern und zu schützen. Auch Volker Schnurrbusch (AfD) sprach sich für eine effektive Plattdeutschförderung aus. Lars Harms (SSW) bezeichnete die kleinen Sprachen im Land als gemeinsames Kulturgut, für das alle eine Verantwortung haben, nicht nur die Plattsprecher*innen: Plattdeutsch, Friesisch und Dänisch sind alle Teil der kulturellen Identität für Schleswig-Holstein. Für Harms würde auch das Angebot von plattdeutschen Nachrichten beim NDR dazu beitragen, die Regionalsprache in der Gesellschaft zu stärken.
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zeigte sich beeindruckt von der Debatte, die fast komplett auf Plattdeutsch geführt wurde. Für ihn hat die Regionalsprache einen festen Platz in der Gesellschaft und sie trägt zur Bildung einer schleswig-holsteinischen Identität bei. Der neue Handlungsplan Sprachenpolitik soll noch in diesem Jahr in den Landtag eingebracht werden. Günther betonte, dass die Landesregierung den vorschulischen und schulischen Bereich auch weiter fördern werden - dazu gehören u.a. die Lehrwerke für die Sekundarstufe I sowie Plattdeutschfortbildungen für Erzieher*innen und Lehrkräfte.
Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) ging mit gutem Beispiel voran: Für ihn ist es wichtig, dass auch im Landtag bei unterschiedlichen Gelegenheiten Plattdeutsch zu hören ist. Deshalb war es für ihn keine Ausnahme, dass er seine Ansprache heute auf Platt hielt.
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP
Der Landtag beschließt:
Anlässlich des 20jährigen Bestehens des Plattdeutschen Rates Schleswig-Holstein erkennt der Landtag das große Engagement für die plattdeutsche Sprache durch die verschiedenen Gremien und der Landesregierung an.
Das Niederdeutsche ist gemeinsam mit den anderen von der EU-Sprachencharta geschützten Regional- und Minderheitensprachen ein wichtiger kultureller Anker. Daher ist die Förderung des Niederdeutschen eine wichtige Aufgabe für die Lebendigkeit dieser Sprache in Schleswig-Holstein. Die Förderung des Niederdeutschen ist gerade in der Bildung von großer Bedeutung.
Der Landtag begrüßt, dass der Niederdeutsch-Erlass für die Schulen im Rahmen der Weiterentwicklung des Handlungsplanes Sprachenpolitik überarbeitet worden ist. Es ist zu begrüßen, dass das Modellprojekt von Niederdeutsch an Schleswig-Holsteins Schulen gut angenommen worden ist. Auch die KiTa-Reform trägt einen wichtigen Teil zum Erhalt unserer niederdeutschen Sprache bei.
Die Landesregierung wird daher gebeten, das Erlernen des Niederdeutschen in unseren Kindergärten und Schulen noch weiter zu fördern und im Rahmen der Weiterentwicklung des Handlungsplans Sprachenpolitik fortzusetzen. Folgende Punkte sollen dabei besondere Beachtung finden:
- Der weitere Ausbau von Modellschulen „Niederdeutsch“
- Die Unterstützung für ein Niederdeutsch-Lehrwerk für die Sekundarstufe I in Weiterentwicklung von „Paul und Emma“
- Ein weiteres Einsetzen für eine schleswig-holsteinische Sprachenvielfalt in den öffentlich-rechtlichen Medien.
Zum Weiterlesen: Bericht des Landtags
Zum Download: Niederdeutsch als Teil der schleswig-holsteinischen Identität (Drucksache-19-02077)
Bild: Landeshaus © Rüdiger Stehn, flickr