Befragung belegt positive Grundeinstellung zum Plattdeutschen
Insgesamt 2.637 Personen haben im September 2023 an einer Umfrage des Plattdüütskbüros der Ostfriesischen Landschaft zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz teilgenommen. Demnach können sich über 93 Prozent der Befragten Ostfriesland nicht ohne Plattdeutsch vorstellen. „Dies belegt deutlich die positive Grundeinstellung zu unserer Regionalsprache und den damit verbundenen Imagewandel“, freut sich Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. Denn habe Plattdeutsch noch vor wenigen Jahren als verpönt gegolten, könne es heutzutage als identitätsstiftendes Moment der Region begriffen werden. Dementsprechend befürworteten über 95 Prozent die Erhaltung und Förderung der plattdeutschen Sprache.
Fast 85 Prozent aller Umfrageteilnehmer gaben an, Plattdeutsch gut bis sehr gut zu verstehen. Knapp 59 Prozent sprechen gut bis sehr gut Platt. Davon sprechen im Alltag fast 48 Prozent täglich bis oft Plattdeutsch. Dennoch sprechen nur knapp 16 Prozent regelmäßig mit Kindern oder Enkelkindern Platt, fast 28 Prozent tun dies manchmal. „Das ist ausbaufähig und auch ein wenig erstaunlich vor dem Hintergrund, dass mehr als 93 Prozent der Meinung sind, dass Kinder mit Hoch- und Plattdeutsch aufwachsen sollten“ erklärt Grietje Kammler, Leiterin des Plattdüütskbüros.
Zudem belegt die Umfrage, dass deutlich weniger jüngere Ostfriesen Platt sprechen können als ältere. So sprechen mehr als 76 Prozent der über 60-Jährigen gut oder sehr gut Platt, die 25- bis 60-Jährigen noch zu 52 Prozent und die unter 25-Jährigen sprechen nur noch zu 25 Prozent gut oder sehr gut Platt. Fast die Hälfte der Befragten unter 25 Jahren kann kaum oder gar nicht Platt sprechen. „Wenn Ostfriesland zweisprachig bleiben soll, muss also das Bewusstsein gestärkt werden, dass Platt auch mit den nächsten Generationen gesprochen werden muss“, betont Kammler. Als Schlussfolgerung sollen künftige Kampagnen der Ostfriesischen Landschaft für den Gebrauch von Platt im Alltag und insbesondere im Umgang mit Kindern werben. Zugleich soll das Plattdeutsch-Angebot im Bildungsbereich gestärkt werden.
Hauptziel der Umfrage war es, eine Tendenz hinsichtlich des plattdeutschen Sprachstandes für die ostfriesische Bevölkerung abzubilden. Außerdem sollten anhand der Sprachnutzung, auch mit Kindern, Zukunftsperspektiven des Plattdeutschen abgeleitet sowie die grundsätzliche Einstellung der Bevölkerung zu Plattdeutsch ermittelt werden.
„Verglichen mit der letzten Umfrage aus dem Jahr 2007 zeigt sich eine positive Entwicklung. Wir können feststellen, dass die Zahl der Plattsprecher nicht weiter zurückgegangen ist“, erklärt Kammler. So gaben damals 50 Prozent der Befragten an, gut oder sehr gut Plattdeutsch zu verstehen. In der aktuellen Umfrage liegt dieser Wert um 8,8 Prozent höher. Ebenso ist die Zahl der Menschen, die Platt gut oder sehr gut verstehen um 9,7 Prozent gewachsen und auch 8,5 Prozent mehr sind für eine Förderung und den Erhalt der plattdeutschen Sprache.
Um die Entwicklung des Sprachstandes in Ostfriesland zu dokumentieren, plant die Ostfriesische Landschaft für das Jahr 2028 die nächste Umfrage zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz. Die gesamte Auswertung der Umfrage steht unter https://platt.ostfriesischelandschaft.de/neues/umfrage-2023-ausgewertet/ als Download bereit. Sie beinhaltet die Ergebnisse auch aufgeschlüsselt nach dem Alter sowie dem Wohnort der Befragten.
Quelle: Ostfriesische Landschaft
Foto: Grietje Kammler mit allen 2.637 ausgefüllten Fragebögen zur plattdeutschen Sprach- und Verstehenskompetenz in Ostfriesland.