Im vergangenen Jahr lud das Niederdeutschsekretariat zu einer Warksteed för junge Lüüd zum Thema plattdüütsche Literatur ein. Auf Wunsch vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgte am 31. Juli eine zweite Veranstaltung. Diesmal waren die jungen Erwachsenen dazu eingeladen eigene Texte einzuschicken, über die im Workshop gesprochen wurde. Moderiert wurde der Abend – natürlich auf Platt – von Ulrike Stern, Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik in Greifwald. Insgesamt lagen zehn Texte von sechs jungen Schrieverslüüd vor, darunter Prosa und mehrere Gedichte zu einer großen Bandbreite an Themen. Unter den Teilnehmenden waren nicht nur die Literaten selbst, sondern auch Leser:innen der jungen plattdeutschen Literatur.
Bei dem Ausschnitt aus dem Roman „Dämonen-Platt” von Nadine Tobien kam die Frage auf, wie die niederdeutsche Sprache jungen Menschen über Literatur, hier speziell in einer Fantasygeschichte, nähergebracht werden kann. Die Kurzgeschichte „Ut de Olldag van en queere Persoon“ von Lucia-Philtje Gerst setzt sich auf überspitzte und sarkastische Art mit einem Thema auseinander, das sich bisher in plattdeutschen Texten kaum wiederfindet. Anhand der Geschichte „Nige Tieden, olle Wüür“ von Nadine Koop wurde darüber diskutiert, ob es den Lesefluss stört, wenn ein Autor / eine Autorin im Niederdeutschen keinen Rechtschreibregeln folgt. Und es ging darum, was Autor:innen mit dem Gebrauch alter niederdeutscher Worte in ihren Texten bezwecken.
„Wuddeln un Flünken“, der Ausschnitt eines Poetry Slam-Beitrags von Gesche Gloystein, inspirierte zu der Frage, was die plattdeutschen Texte junger Schrieverslüüd von anderen unterscheidet. Diese Diskussion wurde bei den Sonetten von Nikos Saul weitergeführt, dem es gelingt, alltägliche Situationen leichterhand in die traditionelle Gedichtform zu bringen. Seine Gedichte „Morrns in’n Tog“ und „De automaatsche Kark“, wurden von den Teilnehmenden durchaus unterschiedlich interpretiert, und gleichermaßen für ihr Einfühlungsvermögen in gegenwärtige Situationen und ihre Aktualität wertgeschätzt.
Zum Abschluss präsentierte Arne Lentföhr sein Gedicht „Grootmoder“, das in Anlehnung an das gleichnamige Gedicht von Klaus Groth entstanden ist. Zusätzlich gab er uns Einblicke in den Entstehungsprozess eines neuen literarischen Textes. Der Borsla-Preisträger von 2022 beeindruckte mit der Form und Ausdrucksweise seiner Gedichte sowie mit der lyrischen und symbolischen Emotionalität.
Alle Schrieverslüüd erhielten von den Teilnehmenden Rückmeldungen, wie die Texte bei ihnen ankamen, was sie beeindruckte und wozu die diese inspirierten. Der wohlwollende Austausch untereinander wurde von allen geschätzt und stieß zudem die Überlegung an, die Bad Bevensen-Tagung für niederdeutsche Literatur auch speziell für junge plattdüütsche Literaten zu öffnen.
Zum Weiterlesen: die Texte der Teilnehmenden
- Nadine Tobien: „Dämonen-Platt”
- Lucia-Philtje Gerst: „Ut de Olldag van en queere Persoon“
- Nadine Koop: „Nige Tieden, olle Wüür“
- Gesche Gloystein: „Wuddeln un Flünken“
- Nikos Saul: „Morrns in’n Tog“ und „De automaatsche Kark“
- Arne Lentföhr: „Grootmoder“