Niedersächsischer Heimatbund überreicht den Jahresbericht 2021 zur Heimatpflege
Mit der ROTEN und der WEISSEN MAPPE gibt es in Niedersachsen seit Jahrzehnten ein in Deutschland einmaliges Konzept und ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen Heimatpflege und Landesregierung.
Seit 1960 verfasst der Niedersächsische Heimatbund (NHB) die ROTE MAPPE, das ist der Jahresbericht zur Situation der Heimatpflege in Land. Dieser umfasst sowohl Kritik und Anregungen als auch Fragen und Forderungen an die Landesregierung. Der Niedersächsischen Heimatbund als Dachverband der Heimat-, Orts- und Bürgervereine übergibt diese an die Landesregierung. Seit 1977 erfolgt die Stellungnahme der Landesregierung zu den Fragen der ROTEN MAPPE in der WEISSEN MAPPE. Auf dem jährlichen Niedersachsentag werden die Mappen durch den Präsidenten des NHB und den Niedersächsischen Ministerpräsidenten in einem Festakt überreicht.
Zum zweiten Mal konnte der Niedersachsentag des Niedersächsischen Heimatbundes und damit der Austausch von ROTER und WEISSER MAPPE 2021 zwischen Landesregierung und Heimatbund pandemiebedingt nicht wie gewohnt stattfinden. Die Übergabe der Mappen zwischen dem Präsidenten des NHB Prof. Dr. Hansjörg Küster und dem Niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil wurde im Rahmen einer Pressekonferenz am 8. Mai vollzogen.
In der ROTEN MAPPE 2021 hatte der NHB die folgenden drei Themen zu Niederdeutsch und Saterfriesisch aufgenommen:
- Aufsichtsgremium nach Artikel 8 Abs. 1i der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen,
- Plattdeutsch – Die richtige Sprache in der Pflege. Zeit für eine Bestandsaufnahme,
- Die Regional- und Minderheitensprachen im öffentlich-rechtlichen NDR verankern.
In Niedersachsen wurden inzwischen mehrere Niederdeutsch-Gremien eingerichtet , u.a. ein Aufsichtsgremium, das die Umsetzung der im Rahmen der Sprachencharta eingegangenen Verpflichtungen im Bereich des öffentlichen Schulwesens überprüft sowie die interministerielle-interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Förderung des Niederdeutschen und des Saterfriesischen. Jedoch hatte der Sachverständigenausschuss des Europarates im letzten Staatenbericht gemahnt, dass es keine Aufsichtsorgane gäbe, die sowohl die Umsetzung der Maßnahmen im Schulbereich überwachen als auch regelmäßig Bericht dazu verfassen.
Die Landesregierung antwortet in der WEISSEN MAPPE, dass sie einen entsprechenden Vorschlag zur Erweiterung des bestehenden Gremiums erarbeiten wird.
Die Berücksichtigung von Muttersprache spielt eine immer wichtigere Rolle im Pflegealltag. Zahlreiche Pflegeeinrichtungen setzen die Regionalsprache Niederdeutsch ein – einige im Rahmen eines entwickelten Kopzeptes, andere ohne einen konkreten Ansatz ausgearbeitet zu haben. Eine Übersicht, wo die Regionalsprache eine Rolle im betrieblichen Alltag spielt, liegt nicht vor. Der NHB bittet die Landesregierung, die nötigen Schritte für eine Bestandsaufnahme zu unternehmen und eine Ansprechperson zu benennen.
Das Land Niedersachsen wird prüfen, ob es möglich ist, eine Umfrage in den einzelnen Einrichtungen durchzuführen, ob und in welcher Weise Niederdeutsch dort berücksichtigt wird. In Ostfriesland soll ein Pilotprojekt durchgeführt werden. Die Ostfriesische Landschaft entwickelt gemeinsam mit der Hochschule Emden/Leer einen entsprechenden Fragenkatalog.
Der NHB fordert eine stärkere Verankerung der Regional- und Minderheitensprachen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die niederdeutschen Sendungen wurden gekürzt sowie auf andere Sendeplätze verschoben. Und bei den meisten Beiträgen wird die Sprache selbst zum Thema und nicht als normale journalistische Sprache verwendet. Im Rahmen der Neuverhandlungen des Rundfunkstaatsvertrages hatten verschiedene Heimatverbände sowie der Bundesraat för Nedderdüütsch und das Niederdeutschsekretariat eine Stellungnahme eingereicht und die Landesregierungen aufgefordert, sich den Forderungen anzuschließen und die Übernahme in den Staatsvertrag zu sorgen.
Die Niedersächsische Landesregierung stellt heraus, dass mit der Neufassung des Rundfunkstaatsvertrages die Regional- und Minderheitensprachen regelmäßig und angemessen berücksichtigt werden sollen.