Am 31. Mai eröffnete Dr. Gunnar Schellenberger, MdL, Präsident des Landtages von Sachsen-Anhalt die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ im Landtag in Magdeburg. Er würdigte die Vielfalt an Kulturen, Sprachen und regionalen Identitäten in Deutschland, die es zu pflegen und bewahren gilt. Als Ausblick lud er Interessierte zu einer Veranstaltung vom Bunnsraat för Nedderdüütsch im Rahmen der Ausstellung ein: Am 26. Juni findet um 17 Uhr eine literarisch-musikalische Stunde op Platt im Landtag statt.
„Sprache ist nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern auch ein Ausdruck von Identität und Zugehörigkeit. Wenn eine Sprache oder ein Dialekt verloren gehen, so gehen auch ein Teil der Identität und der Geschichte verloren. Deshalb ist es wichtig, die Pflege und den Erhalt des Niederdeutschen sowie der Sprachen der einheimischen nationalen Minderheiten, zu unterstützen.“, betonte Dr. Sebastian Putz, Staatssekretär für Kultur in seinem Grußwort. Und er stellte heraus, welche Möglichkeiten und Chancen sich durch die Ausstellung für Sachsen-Anhalt ergeben. „Die Ausstellung ist ein Baustein um die Sichtbarkeit von Niederdeutsch zu verbessern. Sie gibt uns die Möglichkeit, uns mit der Sprache und ihrer kulturellen Bedeutung auseinanderzusetzen und in die Welt des Niederdeutschen und weiterer Sprachen einzutauchen.“
Ausstellungskurator Dr. Robert Lorenz erläuterte, mit welcher Intention die Ausstellung konzipiert wurde: Sie soll zeigen, dass jede Gruppe ihre eigenen Herausforderungen hat und ihre eigene Geschichte erzählt, und dass es trotzdem viele Themen gibt, die alle Gruppen vereinen – dies verdeutlicht auch die besondere Gestaltung der Ausstellungselemente.
In der Station der Plattsprecher erfahren die Besucherinnen und Besucher, welche Bedeutung das plattdeutsche Theater für die Sprechergruppe hat. Neben zwei professionellen Bühnen gibt es im gesamten Sprachgebiet zahlreiche Spielgruppen und Speeldeels. 2014 wurde das Niederdeutsche Theater von der UNESCO in das bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Mit welcher Freude viele Menschen – von Jung bis Alt – gemeinsam plattdeutsches Theater spielen, wurde im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung in einem Beitrag von Akteuren des Dorftheaters Gladigau deutlich. Norbert Lazay, Regisseur des Dorftheaters und Delegierter für Sachsen-Anhalt im BfN, sowie zwei aktive Plattsnackers aus der Gruppe präsentierten sehr lebendig, wie sie gemeinsam die plattdeutschen Stücke erarbeiten und auf die Bühne bringen. Das Dorftheater ist gerade in die 21. Spielzeit gestartet und das Interesse an den Inszenierungen in Altmärker Platt ist groß: Die Karten für die Aufführungen sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
Im Anschluss führte Dr. Robert Lorenz durch die Ausstellung und erläuterte die Besonderheiten jeder der fünf Stationen. Er gab Einblicke in die Entstehung der Inhalte und stellte jede der Gruppen kurz vor. Die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Minderheiten und der Sprechergruppe Niederdeutsch beantworteten Fragen zu den Gruppen.
Dr. Saskia Luther, Delegierte für Sachsen-Anhalt im BfN, freut sich, dass die Ausstellung nun in Sachsen-Anhalt zu sehen ist. Das niederdeutsche Sprachgebiet umfasst das nördliche Drittel des Landes und die Zahl der aktiven Plattsprecherinnen und Plattsprecher ist deutlich geringer als in anderen Ländern. So haben viele Menschen kaum Berührungspunkte mit der niederdeutschen Sprache sowie mit den Minderheiten. In den nächsten zwei Monaten bietet sie für Interessierte öffentliche Führungen durch die Ausstellung sowie separate Führungen für Schulklassen an.
Die Ausstellung ist bis zum 28. Juli 2023 in den Ausstellungsbereichen im Ostflügel des Landtages zu sehen und barrierefrei zu erreichen. Der Landtag von Sachsen-Anhalt ist Montag-Freitag, 8-18 Uhr für Besucherinnen und Besucher der Ausstellung geöffnet. Der Eintritt ist kostenfrei. Die Adresse lautet: Domplatz 6-9, 39104 Magdeburg.
Titelbild (n.l.n.r.): Gösta Nissen (Leiter Minderheitensekretariat), Christiane Ehlers (Leiterin Niederdeutschsekretariat), Robert Lorenz (Kurator), Dr. Saskia Luther (Delegierte im BfN für Sachsen-Anhalt), Dr. Gunnar Schellenberger, MdL, Präsident des Landtages von Sachsen-Anhalt, Dawid Statnik (Vorsitzender Minderheitenrat)