Am Mittwoch, 21.09.2022, wurde die interaktive Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit? Dänen, Friesen, Sorben/Wenden, deutsche Sinti und Roma, Plattsprecher“ mit Gästen aus Politik, Kultur und Minderheiten im Landeshaus Kiel eröffnet.
In ihrer Begrüßungsrede hob Landtagspräsidentin Kristina Herbst die Bedeutung der autochthonen nationalen Minderheiten für Schleswig-Holstein hervor. Sie betonte den Schutz der Minderheiten in der Landesverfassung und bemerkte hoffnungsvoll: „Nun gilt es, Artikel 6 der Verfassung mit Leben zu füllen.“
Daran anschließend machte Gitte Hougaard-Werner, Vorsitzende des Minderheitenrates der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands die beispielhafte Situation der autochthonen Minderheiten in Schleswig-Holstein als Modellregion deutlich.
In Vertretung von Christiane Ehlers vom Niederdeutschsekretariat trug Jan Graf ein Grußwort auf Plattdeutsch vor. Darin wurde deutlich, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Regional- und Minderheitensprachen vieles unterscheidet und einiges verbindet. Das Wissen von und über die Minderheiten und Regionalsprachen schützt vor Vorurteilen und falschen Klischees und bewahrt davor, Gruppen aus der Gesellschaft auszuschließen.
In seiner Keynote widmete sich Prof. Dr. Jørgen Kühl der Minderheitenpolitik in Schleswig-Holstein aus Sicht der aktuellen Empfehlungen des Europarates und gab den Impuls für eine angeregte Podiumsdiskussion.
Unter der Moderation von Dr. Claas Riecken vom Nordfriisk Instituut/ Nordfriesisches Institut sprachen Vertreterinnen und Vertreter der Minderheiten über ihre Herausforderungen und Wünsche hinsichtlich Medienpräsenz, Bildung und Sprache. Mit dabei waren Ilse Johanna Christiansen (Vorsitzende vom Frasche Rädj/Friesenrat Sektion Nord), Jan Graf (Referent für Niederdeutsch und Friesisch beim Schleswig- Holsteinischen Heimatbund), Jens A. Christiansen (Generalsekretär Sydslesvig Forening/ Südschleswigscher Verein), Matthäus Weiß (Vorsitzender des Verband Deutscher Sinti und Roma e.V. – Landesverband Schleswig-Holstein) sowie Judith Scholze/Judit Šołćina (Geschäftsführerin der Domowina – Bund Lausitzer Sorben e.V.). Auf dem Podium bestand Einigkeit, dass die vier in Deutschland anerkannten Minderheiten und die plattdeutsche Sprache in Medien und Bildung mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit benötigen.
Die musikalische Begleitung durch Django Galore rundete den Abend mit Musik im Stil von Django Reinhardt und seinen Erben perfekt ab.
Die Ausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ ermöglicht die Beschäftigung mit den fünf Gruppen und stellt dabei auch die Mehrheitsbevölkerung betreffende Fragen nach Identität und dem Verhältnis von Eigenem und Fremdem. An beispielhaften Erzählungen wird Einblick in die spannungsreiche Beziehungsgeschichte zur Mehrheitsgesellschaft gegeben, die Zwischenmenschliches ebenso berührt wie ein weites staatliches Geschichtsfeld der Minderheitenpolitik.
Ziel der Ausstellung ist es, Wissensdefizite zu den vier autochthonen Minderheiten und der Sprechergruppe Niederdeutsch in Politik und Gesellschaft abzubauen, Interesse zu wecken und das Verständnis für die Belange, Kultur und Sprachen der Minderheiten als einen wichtigen Bestandteil einer vielfältigen Gesellschaft zu fördern.
Die Ausstellung wurde durch den Minderheitenrat der vier autochthonen nationalen Minderheiten und den Bundesraat för Nedderdüütsch initiiert. 2019 begann die Arbeit an dem Projekt unter Federführung des Minderheitensekretariats. Im März 2022 wurde „Was heißt hier Minderheit?“ im Deutschen Bundestag eröffnet und reist seitdem durch die Bundesrepublik.
Zwischen dem 22. September und dem 31. Oktober 2022 ist die Ausstellung im Schleswig-Holsteinischen Landtag zu sehen. Ein Besuch ist unter Vorlage eines amtlichen Lichtbildausweises täglich zwischen 10 und 18 Uhr möglich. Der Zugang ist barrierefrei.
Quelle: Pressemitteilung Minderheitensekretariat, 23.09.2022 | Foto: Karen Nehlsen