Die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ hat nach der Eröffnung im Deutschen Bundestag im März 2022 ihren ersten Ausstellungsort erreicht. Mitten in der Innenstadt von Leer, im Foyer der Sparkasse Leer/Wittmund, kann sie während der Öffnungszeiten interaktiv erkundet werden.
Die feierliche Eröffnung fand am 25.07.2022 statt und wurde durch die Ostfriesische Landschaft ausgerichtet. Der Landschaftspräsident Rico Mecklenburg sieht dies als Zeichen für Toleranz und Verständigung in der Gesellschaft und das Zusammenwirken der autochthonen Minderheiten Deutschlands bundesweit, aber auch regional vor Ort in Ostfriesland.
Gitta Connemann (MdB) setzte sich für die Umsetzung der Ausstellung ein und so war es auch eine Herzensangelegenheit, die Ausstellung in ihre Geburtsstadt zu holen. Sie ordnete die Ausstellung in ihrem Grußwort in den europäischen Kontext ein und wies darauf hin, dass auch heute noch in vielen Ländern Minderheiten in ihren Belangen eingeschränkt werden oder man ihnen gar mit Hass begegnet. Die Ausstellung sieht sie als Zeichen für gesellschaftliche Vielfalt und Miteinander. Sie schafft mehr Wissen über die Minderheiten und zeigt sie jenseits von Klischees und Folklore.
Dr. Robert Lorenz, Kurator der Ausstellung, stellte das Gemeinschaftsprojekt von Minderheitenrat und Bundesraat för Nedderdüütsch vor und berichtete aus der Arbeitsphase der Ausstellungsentwicklung. Bei der Arbeit traten im Team, das bewusst aus Menschen, die den verschiedenen Minderheiten angehören, zusammengestellt war, viele Gemeinsamkeiten hervor. Beispielsweise der Spagat zwischen einem modernen Leben und Wirken in Kontext der kulturellen Identität und der Außenwahrnehmung, aber auch dem Wunsch Traditionen zu erhalten. Ebenso wurde der Wunsch nach Beachtung und Toleranz von außen geäußert. In der Ausstellung wurde bewusst auf Gruppenzuschreibungen verzichtet. Minderheit wurde als politisches Konzept gesehen.
Der stellvertretende Landrat Dieter Baumann hielt sein Grußwort bewusst auf Platt, und wies somit ganz praktisch auf den Bezug zur Europäischen Sprachencharta darauf hin, dass die eigene Sprache im Alltag nutzbar sein muss. Auch Bernd Grünefeld aus dem Projektteam der Wanderausstellung sprach auf Platt. Er lud dazu ein, die Ausstellung selbst zu entdecken und Minderheiten jenseits von Klischee und Folklore zu betrachten. Einen musikalischen Beitrag trugen Otto Groote und Bert Hadders bei, sie spielten Lieder auf Plattdeutsch und bereicherten die Veranstaltung.
Die Wanderausstellung ist ein gemeinsames Projekt von Minderheitenrat und Bundesraat för Nedderdüütsch. Gefördert wird die Ausstellung vom Bundesministerium des Innern und für Heimat. In den nächsten Jahren wird die Ausstellung durch Deutschland wandern und in allen Bundesländern zu sehen sein. Der nächste Standort ist der Schleswig-Holsteinische Landtag in Kiel, dort wird sie vom 21.09.-31.10.2022 präsentiert.
Text: Gesche Gloystein | Fotos: Thees Becker