Zweiter Runder Tisch Plattdeutsch des Jahres 2020 in Rostock

Zum zweiten Mal in diesem Jahr lud der Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern zum Runden Tisch Plattdeutsch ein. Diesmal ging es nach Rostock in das Haus der Societät Rostock maritim e.V. (im ehemaligen Schifffahrtsmuseum). Am 05. September 2020 kamen unter Einhaltung der aktuellen Bestimmungen im Umgang mit der Corona-Pandemie fast 50 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einem aktiven Austausch zusammen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Runden Tische zu einem unverzichtbaren (wahrscheinlich sogar zu dem wichtigsten) plattdeutschen Netzwerk im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern entwickeln. Neben den vielen Plattdeutschaktiven aus Mecklenburg-Vorpommern konnten zudem Thorsten Börnsen (Zentrum für Niederdeutsch in Holstein) und Adelheid Schäfer (Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. und Mitglied im Bundesraat för Nedderdüütsch) begrüßt werden. Diese länderübergreifenden Kontakte zu pflegen, ist ein wichtiger Bestandteil der Runden Tische und soll in den kommenden Jahren auf jeden Fall fortgesetzt werden. Die niederdeutsche Sprache endet nämlich nicht an starren Grenzen, sondern geht und lebt über diese hinaus.

Nach einer kurzen Begrüßung wurden zunächst zahlreiche Projekte aus dem Jahr 2020 – die bereits erfolgreich abgeschlossen werden konnten und bei denen der Heimatverband MV eine tragende Rolle spielte (sei es als Projektkoordinator, direkter Beteiligter oder als finanzieller Unterstützer) – vorgestellt. Dazu zählen: Beteiligung am Tag der Muttersprache und Mehrsprachigkeit am 21. Februar 2020 im Pommerschen Landesmuseum; das Projekt „Alwine des Monats“; Unterstützung für „Dat Hürblatt up Platt“ einem zweisprachigem Hörmagazin für Blinde, Sehbehinderte und Sehende; Durchführung des „Ü(nner) 35 Pries för plattdütsche Schriewers“ gemeinsam mit dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen und dem Bund Niederdeutscher Autoren; Wettbewerb zum „Plattdeutschen Wort des Jahres“ gemeinsam mit dem Fritz-Reuter-Literaturmuseum in Stavenhagen; das Hörspielprojekt „Kein Hüsung“ mit der Fritz Reuter Bühne Schwerin; Filmprojekt „Fritz Reuter vertellt“ mit der Marionettenbauerin Martina Kriedel und Andreas Auer als Sprecher; das Übersetzungsprojekt „Hein Hannemann“ up Platt mit Ulrike Stern und dem Lexikus-Verlag Bad Kleinen (Steffen Herbst); sowie der Besuch des Japaners Nobuhara Kakuchi am 04.08.2020 zum Austausch über die plattdeutsche Sprache, auf Einladung von Werner Brinckmann und dem HMV. Dabei zeigte sich, dass einige dieser Projekte trotz der Corona-Pandemie wunderbar durchgeführt werden konnten, da sie keine größere personelle Präsenz an einem Ort benötigten.

Bis zum Jahresende werden weitere Projekte abgeschlossen. Dazu gehört die Sammlung plattdeutscher Ortsnamen in Mecklenburg-Vorpommern, die anschließend auf einer virtuellen wie physischen Karte präsentiert werden sollen. Genannt werden soll auch die Erarbeitung und Bereitstellung von didaktischem Begleitmaterial zum Hörspielprojekt „Kein Hüsung“, das durch Ulrike Stern vom Kompetenzzentrum für Niederdeutschdidaktik in Greifswald erstellt wird. Der Heimatverband möchte zudem den Klönsnack Rostocker 7 bei der Herstellung einer zweiten Auflage der kleinen Fibel „Platt in en Pleeg“ unterstützen. Geplant ist der Druck einer größeren Anzahl an Exemplaren, um diese an diverse Pflegeeinrichtungen im Bundesland verteilen zu können. Für November ist ferner geplant, die Gedichte aus dem Projekt „Alwine des Monats“ professionell Einsprechen zu lassen, um die Tonaufnahmen anschließend auf der Website des Heimatverbandes neben den Textvorlagen zu präsentieren.

Natürlich wird schon jetzt daran gearbeitet, die durch die Corona-Pandemie verursachten Ausfälle von Veranstaltungen und Projekten mit Blick auf das Jahr 2021 vorzubereiten und zu planen. So konnte in diesem Jahr z.B. die „Plattdeutsche Woche“ nicht stattfinden, die dazu beitragen soll, die niederdeutsche Sprache in Mecklenburg-Vorpommern stärker in den Alltag zurückzuholen. Auch der „Bäukerdag“ in Rostock musste auf den 30. Mai 2021 verschoben werden. Ausfallen mussten ebenfalls die Fritz-Reuter-Festspiele. Diese sollen künftig anders aufgestellt werden und (wenn der Wunsch erlaubt ist) zu „der“ zentralen niederdeutschen Veranstaltung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern werden. Hier hinein gehört deshalb auch das Gedankenspiel einer Kooperation mit „Plattbeats“ (Thorsten Börnsen). Stavenhagen und die Fritz-Reuter-Festspiele könnten so zu dem Ort werden, an dem Künstler und Künstlerinnen aus diesem musikalischen Wettbewerb eine Plattform für regelmäßige Auftritte finden.

Den Abschluss der erfolgreichen Veranstaltung in Rostock bildeten dann die zahlreichen Wortmeldungen und Projektvorstellungen der anwesenden Teilnehmer, Gruppen, Vereine und Initiativen, u.a. ein Übersetzungsprojekt zum „Kleinen Prinzen“, das CD Projekt der Elmenhorster Landlüüd zu plattdeutschen Liedern und Musikkultur an Schulen (vor allem an den niederdeutschen Profilschulen) sowie Angebote des Arbeitskreises „Plattdüütsch in de Kirch“ wie ein Online-Service für die gemeindliche Praxis, Material in plattdeutscher Sprache für die Gemeindearbeit und gottesdienstliche Praxis (www.kirche-mv.de/plattdeutsch). Das Wunderbare an diesem Programmpunkt sind nicht nur die vielen frischen Ideen zum Thema Niederdeutsch. Es zeigt sich zugleich, wie vielfältig und breit doch die Beschäftigung mit dem Niederdeutschen in Mecklenburg-Vorpommern ist. Dies macht Hoffnung, dass sich der Einsatz für die Pflege und Bewahrung der niederdeutschen Sprache in ihren diversen Ausdrucksformen auch in den kommenden Jahren weiterhin lohnt.

Der Dank des Heimatverbands MV geht an alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor Ort, an alle die den zweiten Runden Tisch in Rostock tatkräftig unterstützt haben und natürlich an unsere Gäste aus Brandenburg und Schleswig-Holstein. Danke auch an die Societät Rostock martim e.V. und ihrem Vorsitzenden Jochen Pfeiffer, der in Zeiten von Corona relativ kurzfristig einen ausreichend großen Veranstaltungsraum zur Verfügung gestellt hat. Der Heimatverband MV und seine Veranstaltungen werden gefördert durch das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Text und Foto: Christian Peplow, Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.